Historisches Lahnstein

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Kirchplatz Niederlahnstein

Kirchplatz Niederlahnstein

Das Herz der Stadt

Seit Jahrhunderten bildet der Kirchplatz nahe der Lahnbrücke das Zentrum der Stadt. Das Lahnufer mit der wichtigen Schiffsanlegestelle und dem Zollturm ist nahe, zugleich erreicht das Hochwasser des Flusses nur selten diesen etwas erhöht gelegenen Ort. Hier befindet sich das Prätorium, das erste Rathaus Niederlahnsteins. Das Erdgeschoss des Gebäudes ziert ein Laubengang, das Obergeschoss nimmt der große Saal ein, in dem sich die Ratsmänner zu ihren Sitzungen versammeln.

Im Jahr 1358 wird in unmittelbarer Nachbarschaft des Rathauses eine Kapelle errichtet und der Heiligen Barbara geweiht. Sie wird von den Gläubigen gerne aufgesucht, wenn die außerhalb des Ortes an der Lahnmündung stehende Johanniskirche wegen Hochwasser nicht zu erreichen ist. Der Platz vor der Kapelle dient als Station bei den Bittprozessionen der Gläubigen.

Da die Barbarakapelle mit der Zeit für die wachsende Bevölkerung zu klein wird, errichten die Niederlahnsteiner in den Jahren 1712 bis 1720 an gleicher Stelle ein größeres Gotteshaus im Barockstil. Auch das bereits um 1650 modifizierte Rathaus wird nun durch einen imposanten Neubau ersetzt. Das jetzige Rat- und Schulhaus überspannt mit einer Tordurchfahrt die vom Kirchplatz zur Johanniskirche am Rheinufer führende Straße.

Im 19. Jahrhundert erlebt Niederlahnstein einen rasanten Aufschwung. Mit der steigenden Zahl an Schülern wird der große Saal über dem Torbogen des Rathauses als Klassenraum benötigt. Der Verwaltungssitz zieht vom Kirchplatz weg. Auch das Gotteshaus bietet nicht mehr genügend Raum. Das Gebäude wird in einen noch größeren Kirchenbau im mittlerweile populären Stil der Neugotik integriert, welcher ab 1889 mit seinem schlanken Turm das Stadtbild prägt. An seiner Seite wird ein neues und repräsentatives Pfarrhaus gebaut.

Kurze Zeit später erfährt der Kirchplatz eine weitere Aufwertung als Zentrum der Stadt: 1902 wird die Koblenzer Straßenbahn bis hierher verlängert. Der geplante Weiterbau über die Lahn verzögert sich, da die vorhandene Brücke nicht für die zusätzliche Belastung durch die Gleise ausgelegt ist. Auch verwehrt sich der Rat Niederlahnsteins gegen eine Kostenbeteiligung für eine Verbindung, die in erster Linie Oberlahnstein zu Gute kommt. So ist am Kirchplatz Endstation. In den umliegenden Geschäften und Gasthäusern rund um den Platz pulsiert das Leben Niederlahnsteins. Dies bleibt auch so, als die Strecke nach dem Neubau der Brücke und der Ausräumung der Finanzierungsschwierigkeiten 1933 ausgebaut und die Trambahn über die Lahn hinweg bis nach Oberlahnstein weitergeführt wird.

Aufgrund der am Kirchplatz herrschenden Enge ist es unmöglich, die wiederum zu klein gewordene Barbarakirche erneut zu vergrößern. Entsprechende Pläne würden den Abriss der Gebäude am Kirchplatz bedeuten und werden verworfen. Statt dessen beschließen die Niederlahnsteiner den Neubau einer größeren und moderneren Kirche an anderer Stelle, in der Johann-Baptist-Ludwig-Straße. Am Barbaratag, dem 4. Dezember 1937, erfolgt der erste Spatenstich. Die nur knapp 50 Jahre zuvor erweiterte Kirche am Kirchplatz wird abgebrochen, das anfallende Material und Teile des Inventars werden in dem Neubau wieder verwendet. Der Kirchplatz gelangt durch den Abriss wieder zu alter Größe. Dies kommt auch dem gestiegenen Verkehrsaufkommen zu Gute.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verändert der Platz sein Bild. Im Jahr 1956 wird der Straßenbahnverkehr eingestellt und durch Busverbindungen ersetzt. Der Kirchplatz bleibt als zentraler Platz an der Lahnbrücke erhalten. In das ehemalige Pfarrhaus der katholischen St.‑Barbara-Gemeinde zieht der evangelische Kindergarten ein. Ein Diabasbrunnen, gefertigt aus dem grünlich gefärbten Westerwälder Naturstein, verschönert seit 2009 den Platz. Von der einst das Stadtbild prägenden Barbarakirche zeugen heute nur noch die historischen Aufnahmen.